Zwischenbemerkung:
Flummi hat noch nie was kaputt gemacht und auch ihre Vorgängerin Cala auch nicht ... bis auf einen "Ausrutscher" in Berlin, als wir auf Besuch waren.
Da ist sie in den Hintereingang der Garage vom Garten her rein geschlichen und meinte, den Müll noch mal im Gelben Sack auf noch verwertbare Reste auszusortieren zu müssen - es wurden aber keine Fotos ihrer Missetaten gemacht.

Gehen wir mal auf Punkt 1. ein.

Natürliches Verhalten: Neugier, spielerisches Erkunden oder Zahnwechsel wie es nun mal bei Welpen vorkommt

Zweibeiner, die ihren Welpen hier vom Züchter bekommen, haben den Vorteil, dass dieser Welpe wesentlich jünger ist als die über den Auslandstierschutz, die erst einreisen dürfen, wenn ihre Tollwutimpfung wirksam (gültig) ist und sie haben eine Hundemutter, die ihnen von Anfang an, dass Hunde 1x1 beigebracht hatte. Hundewelpen aus den Auslandstierschutz können frühestens mit ca. 16 Wochen zu einen kommen. Wenn es dann gerade keine Transportmöglichkeit gibt, sind sie zuweilen schon 17, 18 oder 20 Wochen alt – also bereits Teenager.
Ein anderes Problem bei ausgesetzten Welpen, die ohne Muttertier gefunden wurden und ins Tierheim oder auf eine Pflegestelle kamen, ist, dass sie von ihrer biologischen Mama nicht wirklich lernen, wo die Grenzen liegen: „So weit und nicht weiter“. Zweibeinige Ersatzmamas lassen viel mehr durchgehen als ihre vierbeinigen Vorbilder. Dazu gehört, dass sie anfangen, sich im Alter von etwa 3-4 Wochen mit ihren Geschwistern zu raufen und auch zu beißen. Die Hundemama schreitet dann zuweilen rigoros ein und unterbindet es, wenn es zu heftig wird - besonders ihr gegenüber (wobei Ausnahmen bestätigen die Regeln). Nur schwieriger können Welpen sein, die ganz ohne Geschwister gefunden wurden uns ins Tierheim dann kamen.
So kann (muss aber nicht) es sein, dass sie nicht wirklich gut gelernt haben, wann man aufhören sollte zu beißen - dass muss dann der Zweibeiner übernehmen ihnen beizubringen, dass man nicht alles anbeißen und knabbern darf - also, dass jedes spielerische Erkunden auch bei gewissen Dingen ihre Grenzen hat - wie zum Beispiel, die Lieblings-Zierpflanze im XL Topf auf dem Boden der Terrasse ... oder der Putzlappen im Eimer mit Reinigungsmittel.

Ich komme jetzt zum
Punkt 2. Fehlende geistige/körperliche Auslastung, mangelnde Sozialkontakte oder unpassende Haltungsbedingungen
Im Gespräch mit so manchem Hundeanfänger bei Vorkontrollen dachte ich oft, dass sich jemand um einen süßen Hund bewirbt, ohne sich ausreichend Gedanken darüber zu machen, was ein neues Familienmitglied wirklich braucht. Viele denken, wenn ich den Hund jeden Tag drei Stunden am Fahrrad laufen lasse, wäre er ausgelastet – aber das ist er nicht, wenn er dabei keine Sozialkontakte zu seinen Artgenossen ausleben kann und anschließend zuhause alleine weggesperrt wird. Andere glauben, sie könnten mit ihrer gewohnten Alltagsroutine fortfahren (Kinder zur Schule bringen, einkaufen gehen, zur Arbeit fahren) und den Hund dabei immer unbeachtet im Garten oder im Kofferraum lassen. Sie wundern sich dann, wenn der Hund zuhause alleine seinen Frust loslässt.

Neben einer Alltagsroutine sind folgende drei Punkte essenziell, die man als richtige Auslastung für den Hund betrachten sollte. Sie sollten für mindestens 2-3 Stunden des Tages eingeplant werden, damit der Hund glücklich und ausgeglichen ist:

• Körperliche Auslastung

• Geistige Auslastung

• Sozialkontakte

Denn ein frustrierter Hund wird es irgendwann zu bunt und bringt dies zum Ausdruck, indem er anfängt, das Haus auseinanderzunehmen, wenn man ihn alleine lässt.

Das bedeutet: Der Hund sollte jeden Tag/Woche angemessene Bewegung, geistige Herausforderungen (Such- und Intelligenzspiele sowie Spaß am sozialen Miteinander mit dem Hundehalter und Artgenossen bekommen – so wie es seiner Rasse und individuellen Natur angemessen ist.
Ein junger und neugieriger Hund braucht vielleicht mehr soziale Kontakte mit Artgenossen zum Rennen und Spielen, während ein älterer Hund mehr Kuscheleinheiten auf dem Sofa mit seinen Zweibeinern braucht – denn diese zählen ebenfalls zu den sozialen Kontakten und nicht nur reine Trainingszeiten.

Auch Kuscheln gehört zu Sozialkontakte mit seinen Hund pflegen!

Vierbeinige Sozialkontakte: Hier Cala mit ihren 2 Beach-Boys - die Jungs mit den sie fast 10-11 Jahre
immer wieder beim Gassi-Gehen zusammen war.
Gerade bei Einzelhunden ist es wichtig, dass sie regelmäßig außerhalb der 4 Wände auf Artgenossen treffen
können, mit denen sie sich gut verstehen.

Punkt 3: Gesundheitliche Ursachen

Hier oben hatte ich es schon einmal angedeutet, dass es vorkommen kann, dass ein Hund, der vorher nie einen Mülleimer oder Ähnliches auseinandergenommen hat, es plötzlich doch tut. Meine Cala bekam wegen eines bösartigen Tumors fast zwei Jahre lang Kortison, und das hat die Nebenwirkung, dass der Hund ständig einen riesigen Appetit hat. Sie bekam in diesen Jahren nur ganz genau abgemessene Portionen und kaum noch irgendwelche Leckerchen, deren Inhalt ich nicht kannte. Also versuchte sie, ihren „Mangel“ selbst zu beheben.
Zuhause war der große Wescu-Mülleimer für sie unerreichbar, aber in Berlin schlug dann ihre Stunde. Während Frauchen im Garten den Schlaf der Gerechten frönte, schlich sich Madame, geführt von ihrer Nase, in die Garage von Vroni und begann, den gelben Sack noch einmal genau nach biologisch verwertbaren Dingen abzusuchen.

Es gibt aber auch andere „Aussetzer“ im Bereich Zerstörungswut von Hunden in den eigenen vier Wänden, die gesundheitliche Ursachen haben können.

Punkt 4: Emotionale Faktoren: Stress oder Trennungsängste

Hunde sind von Natur aus sehr soziale Tiere und hervorragend an das Leben in Gruppen angepasst. Das Zusammenleben in einer Gruppe bietet zahlreiche Vorteile, darunter vor allem Sicherheit und Schutz. Die Bindung zu ihren „Rudelmitgliedern“, sei es ein vierbeiniges oder zweibeiniges Wesen, wird schon früh aufgebaut und durch positive, gemeinsame Erlebnisse gepflegt.
Mit dem Aufbau dieser Bindungen geht jedoch auch unweigerlich der Trennungsstress einher: eine emotionale Reaktion auf den Verlust sozialer Unterstützung. Trennungsstress ist eine ganz normale Reaktion von Tieren, die starke soziale Bindungen eingehen. Ein Welpe muss lernen, zeitweise von seiner Mutter getrennt zu sein, wenn diese auf Nahrungssuche geht aber in diesen Momenten hat er noch die Unterstützung seiner Geschwister.
Später, wenn er an einen Menschen übergeben wird, muss er die Trennung von seiner ursprünglichen Familie verarbeiten – was leider oft nicht wirklich wahr genommen wird. Der neue Partner in seinem Leben ist dann ein Mensch, der, insbesondere bei Tierschutzhunden, oft ein unzuverlässiger Begleiter ist, weil er den Hund möglicherweise dann relativ früh oder später bei Krankheit oder im Alter im Stich gelassen hat. Diese tiefgreifenden Erfahrungen hinterlassen bei vielen Hunden Spuren, die nicht einfach so überwunden werden können. Der Weggang einer engen Bezugsperson muss erst mal verdaut werden und Vertrauen neu aufgebaut werden.
Auch hat es sich gezeigt, dass Hunde mit eingeschränkten Sozialkontakte, mehr zu Stress- und Trennungsängsten leiden, als Hunde , die schon von früh viele Kontakte mit diversen Menschen hatten - Sprich: Hunde aus Single-Haushalten binden sich enger an eine einzige Person und leiden mehr bei deren Abwesenheit. Deshalb ist es sinnvoll gerade Welpen dran zu gewöhnen, dass mal die Nachbarin, "Oma & Opa" oder ein WG-Mitbewohner auf sie aufpasst.